Dünndarm:

Anatomie:

  • 7 Meter lang
  • gliedert sich in:
    – Zwölffingerdarn (=Duodenum)
    – Leerdarm (=Jejenum)
    – Krummdarm (=Ileum)
  • ins Duodenum münden der Ausgang der Bauchspeicheldrüse und der Gallengang (Verbindung zur Gallenblase und Leber)
  • dient der vollständigen Verdauung der Nahrungsbestandteile:
    – Lipasen spalten Fette in Fettsäuren und Glycerol
    – Proteasen/Peptidasen spalten die Eiweiße (Peptide) in einzelne Aminosäuren
    – Amylasen/Glucosidasen spalten die Kohlenhydrate bis in die Einfachzucker
  • ist das wichtigste Resorptionsorgan:
    –> gut durchblutete Schleimhaut mit großer Oberfläche (Zotten)
  • alkalisches Milieu durch Natriumhydrogencarbonat (pH 8-9)
  • durch die Kontraktion der Darmmuskulatur (=Darmperistaltik) wird der Speisebrei durchmischt und weiterbefördert

Erkrankungen:

Ulcus duodeni:

  • Behandlung wie Magengeschwür
  • Symptome: Schmerzen in der Nacht und im nüchternen Zustand (Abgrenzung Magengeschwür: Schmerzen nach Mahlzeiten)

Enteritis:

=Entzündung des Dünndarms

Dünndarmkoliken:

= krampfartige Schmerzen

  • Behandlung:
    –> Spasmolytika: Butylscopolamin – Buscopan®
    –> Parasympatholytika

Darmatonie:

  • Erschlaffung der Darmmuskulatur –> Verdauung stockt!
  • Behandlung: Cholinesterasehemmer

Malabsorption:

  • zu geringe Resorption von Stoffen
  • Transport durch die Schleimhaut ins Blut ist gestört –> Stoffe, die nicht resorbiert werden müssen ins Blut gespritzt werden!

Dickdarm:

= Kolon

Anatomie:

  • Der Dünndarm mündet mit dem Blinddarm in den Dickdarm
    –> Wurmfortsatz (=Appendix), hängt am Blinddarm und entzündet sich schnell = Appendizitis
  • es gibt einen aufsteigenden, querlaufenden und absteigenden Teil, daran schließt sich ein Endstück (=Sigmoidteil), welches aussieht wie ein S
  • dient der Eindickung von Nahrung durch Rückresorption von Wasser und dem Weitertransport der Nahrung
  • viele Schleimhautzellen –> machen Kot rutschig
  • Darmentleerung (=Defäkation) durch Darmmotorik und Mastdarm
  • besitzt eine Darmflora (=Mikrobiom) –> ist von Bakterien besiedelt (=E-Coli)
    –> Bakterien ernähren sich von Nahrungsresten –> Vergärung der Abbauprodukte –> Gase!
    –> aber auch Produktion von Vitaminen (=Vitamin K – Blutgerinnung)
    –> sind wichtig fürs Immunsystem
    = gegenseitiger Nutzen – Symbiose

Erkrankungen:

Kolitis = Entzündung des Dickdarms

Enterokolitis = Entzündung von Dünn- und Dickdarm

chronische Entzündungen:

a) Colitis ulcerosa:

  • entzündliche Erkrankung des Dickdarms/Kolons und des Mastdarms/Rektums mit Geschwürbildung –> Blutige, wässrige bis eitrige Durchfälle bis zu 30 mal am Tag!
    starke Schmerzen, werden nach Entleerung besser, verläuft in Schüben

Behandlung:

  • Aminosalicylate wie Mesalazin – Claversal® –> gegen Entzündung beim Schub
  • Cortison (NNR-Hormone) wie Budesonid – Budenofalk® –> Klysma oder Rektalschaum, lokale Wirkung, akuter Schub
  • Immunsupressiva wie Azathioprin – Imurek® –> in der Remissionsphase (=nach akutem Schub), Patient soll möglichst lange in dieser Phase bleiben
  • TNF-alpha-Antikörper wie Infliximab – Remicade® –> greift in immunologischen Vorgänge ein, viele NW, teuer!

b) Morbus Crohn:

  • chronisch-entzündliche Erkrankung, die im gesamten Verdauungstrakt vorkommt (=Magen, Dünn- und Dickdarm)
  • Behandlung siehe Colitis ulcerosa

Obstipation (=Verstopfung)

= Kot verweilt zu lange im Darm und wird übermäßig eingedickt

Diarrhoe (=Durchfall)

= mehrmals tägliche Entleerung wässriger Stühle

Meteorismus (=Blähungen)

Mastdarm/Enddarm:

= Rektum

Anatomie:

  • schließt sich nahtlos an den Dickdarm an
  • in der Ampulle des Mastdarms sammelt sich der Kot und wird durch den Analkanal zum Anus (=After) transportiert
  • endet im Anus mit einem inneren Schließmuskel aus glatter Muskulatur und einem äußeren Schließmuskel, der quergestreift ist
    –> äußerer Schließmuskel ist willentlich zu kontrollieren –> kann nur feste Nahrung halten!
  • unter der Schleimhaut, in der Hämorrhoidalzone befindet sich eine Ansammlung von Blutgefäßen, sie tragen zum Verschluss des Anus bei.
    –> Schwellkörper –> dient der Feinkontinenz (= dichtet bei flüssigen und gasförmigen Ausscheidungen ab)
  • bei Bindegewebsschwäche kommt es zur Ausbildung von Hämorrhoiden –> kann bis zur Stuhlinkontinenz führen (= kann keinen Kot mehr halten)
  • wird die Rektumsschleimhaut durch ankommenden Kot gedehnt, so löst der Defäkationsreflex aus (= Drang zur Entleerung)!

Erkrankungen:

  • Hämorrhoiden, mit Afterjucken
  • Afterrisse
  • Analthrombosen
    –> kleine mit Blut gefüllte Knötchen am Schließmuskel
    –> bilden sich entweder wieder zurück oder platzen
    –> sehr schmerzhaft!
  • Karzinome
    –> Mastdarm und Anus werden entfernt –> künstlicher Darmausgang (=Stoma)

Obstipation:

= Verstopfung

= verzögerte Entleerung von trockenem hartem Stuhl

  • normal: 3 mal täglich bis 3 mal wöchentlich
  • Stuhl:
    –> dunkelbraun = altes Blut
    –> rot –> frisches Blut
    –> gelb = Fett, Fettleber
  • ohne ausreichende Füllung des Dickdarms dehnt sich die Darmwand nicht genug, um den Defäkationsreflex auszulösen –> keine Entleerung möglich, der Kot verbleibt im Darm, Wasser wird weiter entzogen = wird immer härter

wichtigste Maßnahmen:

  • ausreichend trinken (2-3 Liter pro Tag)!
  • ballaststoffreiche Ernährung: Gemüse, Obst, Vollkornprodukte
    –> Trockenobst, Pflaumen und Sauerkraut wirken abführen!
  • vergorene Milchprodukte wie Buttermilch und Joghurt
  • viel Bewegung!
  • langsam essen, viel Zeit nehmen!
  • regelmäßige Darmentleerungen, möglichst zu bestimmten Uhrzeiten!

andere Ursachen:

  • Erschlaffung der Darmmuskulatur (neurogene Darmstörung z.B. Parkinson, MS)
  • spastische Verkrampfung
  • willentliche Unterdrückung des Defäkationsreflexes wegen Eile oder Stress!
  • psychische Störungen, Belastungen
  • durch Arzneimittel!

Indikationen für Laxantien (=abführende AM):

  • Analleide, Analfissuren
  • KHK, Bluthochdruck (= wegen zu hohem Druck!)
  • Leistenbruch (= Darm kann abrutschen in die Leiste –> wird abgeklemmt)
  • Darmentleerungen vor Untersuchungen(=Koloskopie) oder OPs
  • neurogene Darmstörungen
  • chronische Opstipation!

Behandlung:

  1. Macrogole
    –> Movicol®
    – 1.Wahl!
    – binden Flüssigkeit –> Stuhl weich
    – Wirkung: nach 1-3 Tagen

    osmotisch + Schwangerschaft!
  2. Salinische Abführmittel
    –> Magnesiumsulfat – Bittersalz
    –> Natriumsulfat – Glaubersalz
    –> Natriumcitrat
    – NW: Blähungen, Elektrolytstörungen

    osmotisch
  3. Lactulose
    –> synthetisch: Bifiteral®
    –> natürlich: Edelweiß® Milchzucker
    – 2.Wahl
    – NW: Blähungen, Bauchkrämpfe

    osmotisch + Schwangerschaft
  4. Öl
    –> Rizinusöl
    – antiresorptiv, hydragog
    – Wirkung: nach 2-4h

    –>Paraffinöl – Obstinol®
    – obsolet
    – Gleitmittel
  5. Gleitmittel
    –> Glycerol – Zäpfchen: Glycillax®K/E; Miniklistier: Babylax®
    – Schmiereffekt
    – keine Gewöhnung
    – Reizung der Schleimhaut
    – WW: hemmt rektale AM!

    Schwangerschaft
  6. Quellstoffe
    –> Weizenkleie – Dr. Kousa®
    – viel trinken! (2-3 Liter)

    Schwangerschaft
  7. Anthrachinone
    –> Sennesblätter – Alasenn®
    – pflanzlich
    – 2.Wahl
    – antiresorptiv, sekretagog
    – viele NW bei längerem Gebrauch!
  8. rektale Stoffe
    –> Docusat-Natrium: Norgalax®
    –> Natriumdihydrogenphosphat/Natriummonohydrogenphosphat: Freka clyss®
  9. CO2
    –> Natriumhydrogencarbonat – Lecicarbon® E/K/S
    – Wirkung: nach 15-30 Minuten
    – keine NW/Gewöhnung

    Schwangerschaft
  10. Natriumpicosulfat
    –> Laxoberal®
    – 1.Wahl
    – Pro-drug: Umwandlung durch Darmbakterien
    – wird nicht resorbiert
    – Wirkung: nach 8h
  11. Bisacodyl
    –> Dulcolax®
    – 1.Wahl
    – wird nicht resorbiert
    – Pro-drug
    – motilitätfördern
    – antiresorptiv, sektretagog
    -Wirkung: nach 30min/8h
  12. verschreibungspflichtig
    –> Prucaloprid – Resolor®
    –> Methylnaltrexon – Relistor® (=Opioid)
    –> Naloxegol – Moventia® (=Opiod)

Merke:

  • Anwendung erklären!
  • keine Schlankmacher!
  • kein Dauergebrauch!

Diarrhoe

= Durchfall

= gehäufte Entleerung wässriger oder breiiger Stühle

  • keine eigenständige Erkrankung, sondern nur Symptom!

Ursachen:

  • osmotische Diarrhoe: schwer resorbierbare Substanzen halten Wasser im Darm zurück –> Stuhl wird wässrig; kommt durch Hungern/Fasten zum Stillstand
    Hierzu gehört auch der Durchfall durch zu fettes Essen
  • sekretorische Diarrhoe: Darm versucht durch vermehrte Wasserabgabe Bakterientoxine los zu werden (Selbstreinigungsmechanismus) –> Durchfall, bleibt auch bei Nahrungskarenz bestehen, häufigste Form ist die Sommer- oder Reisediarrhoe
    Mögliche bakterielle Erreger: Salmonellen, Vibrionen, pathogene Colibakterien
    Vorbeugen wichtig v.a. bei Reisen in fremde Länder –> Hygiene!
    Cook it, peel it, boil it or forget it!
  • Diarrhoe durch gesteigerte Permeabilität der Darmschleimhaut bei chronischen Darmentzündungen wie z.B. Colitis ulcerosa
  • Diarrhoe durch gestörte Permeabilität, z.B. ist die Darmbewegung stärker bei Hyperthyreose (=Schilddrüsenüberfunktion)
  • Diarrhoe durch NEM, v.a. durch zu viel Magnesium. Dosen täglich > 250mg wirken abführend!
  • Vergiftungen

wichtigste Maßnahme:

  • Substitution von Wasser und Elektolyten um ein Austrocknen zu vermeiden
    –> Orale Rehydratationstherapie (=ORT), v.a. Natrium und Glucose, da sie gemeinsam aus dem Darmlumen resorbiert werden
    –> KEIN Cola plus Salzstangen => Salzstangen plus Traubenzucker ist okay
    –> Präparate:
    Elotrans®: NaCl, KCl, Glucose und Na-citrat
    Oralpaedon® für Kinder (neutral, Erdbeere oder Apfel/Banane

Symptome:

  • häufiger Toilettengang mit Entleerung wässriger Stühle
  • Blähungen
  • Schmerzen, Krämpfe im Unterbauch
  • Übelkeit
  • allgemeine Schwäche

Gefahren:

  • Elektrolytverlust und Dehydrierung
  • gestörte Arzneimittel- und Nährstoffaufnahme

Obstipantien:

= AM gegen Durchfall

1. Hemmer der Darmmotilität

  • Loperamid – Imodium®
  • greift als Agonist an Opioidrezeptoren im Darm an –> Darm wird ruhiggestellt –> nur kurzfristig einnehmen, wirkt zwar sehr zuverlässig und schnell, aber Ausscheidung von Bakterien wird gehemmt, so dass diese sich wunderbar im Darm vermehren können
  • Dosierung: einmalig 2 Tabletten, nach jedem dünnen Stuhl noch eine Tablette, max. 4 Stück pro Tag, max. 2 Tage
  • nicht für Kinder unter 2 Jahren (Blut-Hirn-Schranke ist noch nicht ausgereift)
  • SM erst ab 12 Jahren!
  • gelangt nicht ins Gehirn, keine zentrale Wirkung –> somit keine schmerzstillende oder euphorisierende Wirkung
  • Achtung bei Imodium lingual® –> Folie abziehen! = Patient erklären!
  • nicht in Schwangerschaft und Stillzeit!

2. Antisekretorika

  • Racecadotril- Vaprino® Kapseln; Tiorfan® (Rp.) für Kinder als Beutel oder Suspension
  • Pro-drug, wird erst zur Wirkform Tiorfan metabolisiert
  • ist ein Encephalinasehemmer
    Encephalinasen sind wichtig für den Peptidabbau, werden sie gehemmt, stehen also mehr Peptide zur Verfügung. Diese hemmen die Sekretion von Wasser und Elektrolyten in den Darm –> weniger Flüssigkeit im Darm –> Stuhl dickt wieder ein
  • wirkt nicht ganz so schnell wie Loperamid, aber genauso zuverlässig ohne den Darm stillzulegen –> Großer Vorteil!
  • Einnahme ähnlich wie bei Loperamid: 2-1-1, ab dem zweiten Tag: 1-1-1
  • nicht in Schwangerschaft und Stillzeit

3. Adsorbentien

  • binden Wasser an der Oberfläche
  • medizinische Kohle – Kohle Compretten®, bindet auch Bakterientoxine, Einsatz bei Vergiftungen
  • Kaolin (=Bolus alba, weißer Ton)

4. Pektine

  • quellen mit Wasser und überziehen die Darmwand mit einem schleimigen Gel –> Schutzfunktion
  • geriebener Apfel
  • Apfelpektine – Diarrhoesan®
  • in Kombi mit Kaolin – Kaoprompt®

5. Probiotika

  • dienen zum Erhalt und Wiederaufbau der natürlichen Darmflora
  • prophylaktische Einnahme schon vor Beginn einer Reise möglich
  • Perenterol®, Perenterol® forte, Perocur®: Saccharomyces boulardii (Hefe)
    Einsatz auch bei Akne, da Hefen hautreinigend wirken
    Vorsicht bei Schwerstkranken/Immunsupprimierten: KI!
    Auch nicht in der Nähe dieser Personen die Tütchen oder Kapseln öffnen –> Einatmen und das Eindringen über Venenverweilkanülen muss verhindert werden, es gab Fälle von Fungämien –> systemische Pilzinfektionen mit Todesfall
  • Mutaflor®: E-coli-Bakterien (=natürliche Bakterien im Darm)
  • Omniflora®: Lactobacillus gasseri und Bifidobakterium longum (=Milchsäurebakterien)