= Ventriculus

Anatomie:

  • linke Seite Oberbauch, zwischen Leber und Milz
  • ca. 20cm lang, fasst ca. 1,5 bis 2,5 Liter
  • am Magenmund (=Kardia) mündet die Speiseröhre in den Magen, der Magekörper heißt Korpus, der Magengrund Fundus und das Magenausgangsteil Antrum
  • der Magenpförtner (=Pylorus) ist ein Schließmuskel am Magenausgang, der beim Öffnen einen Teil der Nahrung in den Darm abgibt
  • das Peritoneum ist das Bauchfell, das den Magen und auch alle anderen Organe im Bauchraum umgibt
  • die glatte Muskulatur des Magens (außen) sorgt für die Durchmischung des Speisebreis
  • die Schleimhaut (=Mukosa) kleidet den Magen von innen aus, sie ist gut durchblutet und von Schleim bedeckt, um den Magen vor seiner Selbstverdauung zu schützen
  • in der Schleimhaut befinden sich drei Arten von Zellen:
    -> Nebenzellen = produzieren Schleim, je dicker die Schleimhaut, desto besser ist der Schutz
    -> Belegzellen = produzieren Salzsäure und castle ferment (=intrinsic factor), wichtig für die Vitamin B12-Aufnahme
    => tötet Bakterien, zersetzen die Nahrung –> Eiweißverdauung (Eiweiße bestehen aus mindestens 100 Aminosäuren) –> Denaturierung der Eiweiße –> Eiweißstrukturen werden kaputt –> Aminosäureketten bleiben übrig –> spalten ein Stück Pepsinogen ab
    –> Aktivierung von Pepsin
    -> Hauptzellen = produzieren Enzyme, die für die Eiweißverdauung zuständig sind (Pepsinogen = Vorstufe von Pepsin)
  • der Schleim schützt die Schleimhaut vor der Selbstverdauung
  • Aminosäureketten können von Peptidasen von der Mitte (Endopeptidasen) oder vom Ende (Exopeptidasen) weiter aufgespalten werden –> im Magen findet nur die Aufspaltung durch Endopeptidasen (Pepsin) statt –> es bleiben Peptide übrig, die dann im Dünndarm aufgespalten werden
  • die Salzsäure sorgt für einen pH von 1,5 bis 2,0:
    – Denaturierung der Nahrungseiweiße (Vorbereitungen auf deren Verdauung)
    – Aktivierung des Pepsinogens zu Pepsin –> eiweißverdauendes Enzym
    – Abtötung von Mikroorganismen aus der Nahrung
  • Stress und Ärger steigern die Magensaftproduktion und die Bewegung des Magens
  • Trauer, Angst und Kummer hemmen diese Funktion
    –> psychosomatische Erkrankungen (-> psychische Belastungen lösen echte Erkrankungen aus, z.B. Magengeschwüre)
    => deshalb Tabletten immer Aufrecht einnehmen, mit mindestens 100ml Wasser; Bettlägerige auf die Seite drehen

Erkrankungen und Behandlungen:

Wichtig! max. 2 Wochen Selbstmedikation, bei anhaltenden Beschwerden, starken Schmerzen (Verdacht auf Herzinfarkt), Blut im Stuhl und plötzlichem Gewichtsverlust (Verdacht auf Krebs) muss ein Arzt aufgesucht werden.

Antazidität:

= gar keine Magensäure

  • Folgen: mangelnde Eiweißverdauung, da ohne Magensäure die Umwandlung von Pepsinogen in das aktive Pepsin nicht möglich ist –> Völlegefühl und Bauchschmerzen
  • Bakterien werden nicht abgetötet –> Infektionen!
  • Behandlung: (Citronensäure, Pepsin, Bitterstoffe, Pankreasenzyme
    -> Citropepsin®
    -> Iberogast®
    -> Gastricholan®
    -> Pankreon®

Hypoazidität/Subazidität:

= zu wenig Magensäure

Hyperazidität:

= zu viel Magensäure

  • Symptome: saures Aufstoßen (Reflux) und Sodbrennen
  • Folgen: Magenschleimhautentzündung (Gastritis), Magengeschwür (Ulcus ventriculi), Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus duodeni)
  • Behandlung:
    -> Antazida
    -> Protonenpumpenhemmer
    -> H2-Antihistaminika
    -> pflanzliche Arzneimittel

Antazida:

  • binden die Säure physikalisch (=Adsorption) und neutralisieren sie z.T. durch chemische Reaktion –> pH steigt auf 3-5
  • Vorraussetzung: Stoffe müssen wasserlöslich sein!
  • Gibt es auch als Lutsch- oder Kautabletten oder als Suspension, meist in Portionsbeuteln –> müssen vor Gebrauch gut durchgeknetet werden und dann direkt in den Mund
  • Suspension wirkt schneller und kleidet den Magen aus –> Schutz für die Schleimhaut
  • Einnahme: 1/2 bis 2 Stunden nach dem Essen, dann ist die Säureproduktion am höchsten, zusätzlich vor dem Schlafengehen, um den leeren Magen vor dem Säureangriff zu schützen
  • wirken lokal und werden fast ohne Resorption wieder ausgeschieden
  • nicht mit anderen AM zusammen einnehmen! Aufgrund des Adsorptionsvermögens werden auch andere Stoffe gebunden
  • NW: bei Dauergebrauch kann es zu Nierenschädigungen und porösen Knochen kommen

Behandlung:

  • Natriumhydrogencarbonat = Kaisernatron® als ältestes Mittel:
    Nachteil: relativ starke Gasentwicklung –> Aufstoßen
    löst sich sehr schnell und neutralisiert schnell die Säure –> mehr Magensäure wird nachproduziert –> „acid rebound“
  • Calciumcarbonat = Rennie®
    weniger Gasentwicklung, da pro Molekül CO2 zwei Moleküle HCl neutralisiert werden
    auch für Schwangere!
  • Magnesiumhydroxid und Aluminiumhydroxid = Maaloxan®
    lösen sich langsamer und können mehr HCl adsorbieren
    bei einer Kombi heben sich die NW auf: Magnesium hat leicht abführende Wirkung, Aluminium kann stopfend wirken
    (CAVE: Aluminium steht in Verdacht, Alzheimer und Brustkrebs zu begünstigen, ein Nachweis fehlt aber zur Zeit!)
  • Schichtgitterantazida:
    wirken länger –> kann mehrere Salzsäuren binden
    -> Hydrotalcit = Talcid®
    -> Magaldrat = Riopan®, Marax®
    Vorteile: haben großes Adsorptionsvermögen
    wirken schnell und lange
    werden fast nicht resorbiert
    beeinflussen kaum die Darmmotilität
  • Natriumalginat = Gaviscon®
    reagiert mit der Magensäure und bildet eine physikalische Barriere, diese schwimmt auf dem Mageninhalt auf und verhindert ein Zurückfließen des sauren Breis in die Speiseröhre
    bestens geeignet in der SS, da rein physikalisch ohne Resorption

Protonenpumpenhemmer = PPI

  • blockieren die H+/K+-ATPase (Protonenpumpe) irreversibel –> Wikrung hält bis zu 2 Tage an (neuer Enzymbau dauert ca. 50 Stunden)
  • wirken erst nach einem Tag, somit keine Akuttherapie
    –> Präparate sind magensaftresistent überzogen –> Dünndarm erst aufgelöst –> Blut –> Belegzellen des Magens
    = deshalb Einnahme halbe Stunde vor dem Essen!
    –> somit hat AM den Magen schon verlassen, wenn das Essen kommt
  • WW: Resorption von Digitoxin (Herzglykosid) steigt, Resorption von Stoffen, die einen sauren pH brauchen, sinkt! (Ketoconazol, Vitamin B12, Schilddrüsenhormone
  • NW: (langfristige Einnahme)
    –> Magnesiummangel = Wadenkrämpfe
    –> Calcium und Vitamin B12 Mangel = Osteoporoserisiko steigt
    –> Resorptionsstörungen = Herzinfarktrisiko ist erhöht
    –> dauerhaft erhöhter pH = erhöhtes Risiko für Clostridium difficile
    => Substitution von Calcium, Magnesium und Vitamin B12 ist sinnvoll!

Behandlung:

  • Omeprazol = Antra mups®
    CAVE: ist ein CYP-Inhibitor! –> Interaktionen mit Clopidogrel, kann nicht in Wirkform überführt werden –> kein Schutz vor Schlaganfall/Herzinfarkt!
    WW: Phenytoin und Diazepam = Überdosierung!
    Makrolidantibiotika = erhöhen Blutspiegel von Omeprazol
    Johanniskraut = senkt Wirksamkeit
    bis 14 Stück freiverkäuflich!
    (mups = multiple unit pellets system –> einzelne Kügelchen sind magensaftresistent überzogen!)
  • Esomeprazol = Nexium mups®
    besser bioverfügbar, schwächere Interaktionen, CYP-Inhibitor!
  • Pantoprazol = Rifun®
    bevorzugt SM!!!
    kein CYP-Inhibitor, weniger WW, am besten bioverfügbar, längere Wirkdauer
  • Lansoprazol = Agopton® und Rabeprazol = Pariet®
    => Rezeptpflichtig!

H2-Antihistaminika:

  • Magensäurebildung wird u.a. an H2-Rezeptoren ausgelöst
    –> werden diese blockiert, nimmt die Magensäuresekretion ab
  • Einsatz bei stärkeren Beschwerden, v.a. nachts, wenn keine PPI möglich sind
  • Wirkungseintritt nach 1-2 Stunden, Wirkung hält bis zu 10 Stunden an

Behandlung:

  • Ranitidin – Zantic®
    –> rezeptfrei
  • Cimetidin – CimLich®
    –> CAVE: CYP-450 Enzyminhibitor –> Wirkungsverstärkung oder -verlängerung anderer AS möglich! Viele WW!
  • Famotidin – Pepdul®

Pflanzliche AM:

Iberogast®

  • pflanzliche Tropfen mit Bitterstoffen –> Iberis amara
  • ätherische Öle wie Kamille, Melisse, Pfefferminze –> wirken beruhigend; Kümmel gegen Blähungen
  • Schöllkraut und Mariendistel –> krampfartige Beschwerden
  • multi target system:
    –> schmerzlindernd, krampflösend, entzündungshemmend, säurehemmend
    –> Einsatz bei Sodbrennen und bei Magenschmerzen, Übelkeit, Völlegefühl, Blähungen, Reizdarm

andere Erkrankungen:

Gastritis = Magenschleimhautentzündung; kann akut oder chronisch auftreten

  • Symptome: Sodbrennen, Magenschmerzen und leichte Übelkeit
  • Ursache: Verätzung, Verbrennung, bakterielle Infektion, Alkohol, Nikotinabusus
  • Diagnose: Gastroskopie ( Magenspiegelung)
    <-> Reizmagen: gleiche Symptome, aber keine Entzündung
  • Behandlung: siehe Speiseröhre

Ulcus ventriculi = Magenschleimhautgeschwür mit Substanzverlust

  • Symptome: Aufstoßen, Druckgefühl, Schmerzen, Erbrechen, Blut im Stuhl
  • Ursache: häufig hervorgerufen durch Helicobacter pilori oder bei Missverständnis von aggressiven Faktoren wie HCl und Pepsin zu protektiven Faktoren wie Schleim und gute Durchblutung
  • Gefahr: Geschwür kann rupturieren (=platzen) oder Zellen können entarten –> Krebs, als Vorstufe werden sogenannte Barrett-Zellen gefunden
  • Behandlung: siehe Speiseröhre

Zusätzliche Tipps:

  • lauwarmen Kamille- oder Fenchel-Anis-Kümmel Tee trinken!
  • milde, breiige Kost bevorzugen –> Verzicht auf Fett, scharfe Gewürze, saure Getränke, Kohlensäure –> stilles Wasser, Kartoffelbrei und Leinsamen
  • Verzicht auf: Süßes, Kaffee und Alkohol
  • Kopfende des Bettes hochstellen oder auf der linken Seite schlafen
  • mehrere kleine Portionen am Tag zu sich nehmen!
  • Gewicht normalisieren!
  • Bewegung!

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert